Gipfel, Wüsten, Slickrocktrails und ein Haufen 6000er
Zwei Monate weg! Raus aus dem Alltagsleben – rein in eine Bergwelt voller Farben, Formen und Kuriositäten. Vulkankegel, die kilometerhoch das Umland überragen. Skurrile Vegetation, die wir aus Europa kaum kennen. Wüsten gespickt mit Salzseen und Sanddünen. Und dann diese Weite und Leere. Eine Reise kann wohl kaum kontrastreicher zu unserem mitteleuropäischen Leben sein. Und für Bikebergsteiger gibt es wohl kaum höhere Berge, von denen man abfahren kann!
Doch wie kommt man auf die Idee für solch eine Reise? Zum Beispiel, weil man gerne Mountainbike fährt, gerne auf hohen Berggipfeln steht und von ihnen abfährt. Wenn man dann noch ganz gut Mountainbike fährt und sich nicht vor ein paar Strapazen scheut, so könnte Südamerika einige interessante Projekte zu bieten haben!
Hohe Berge erfordern aber eine gute Akklimatisierung. Und die Distanzen in Südamerika sind riesig. Zudem gibt es landschaftlich so viel zu sehen, dass ein gewöhnlicher Urlaub von zwei bis drei Wochen einfach zu kurz ist. Die Frage ist allerdings: reichen zwei Monate überhaupt?
Ziel für unseren Roadtrip ist es, so viel wie möglich auf Achse zu sein. Deshalb muss ein Auto her, in dem wir schlafen können und die Bikes verstauen können. Und da geht’s sehr schnell ins Geld! Ein passendes Mietauto würde uns ca 8000€ kosten – bei Rückgabe im selben Ort. Pro 1000 Kilometer Rückführung für das Fahrzeug kommen etwa 1000€ dazu. Das kann’s also nicht sein – eine andere Lösung muss her.
Überlegen, kalkulieren und wieder überlegen, doch schließlich steht der Plan: wir kaufen einfach ein Auto und verschiffen es rüber. Erstaunlicherweise kommen wir damit auch noch deutlich billiger weg.
Das Auto und den maßgeschneiderten Ausbau haben wir hier und hier vorgestellt.
Die Detailplanung beginnt also. Während ich mich um die Bergprojekt und die Reiseroute kümmere, übernimmt Lev den technischen Teil rund um’s Auto und andere Erledigungen, wie zum Beispiel den ganzen lästigen Versicherungskram.
Meine Tourenplanung folgt dem bewährten Muster: in Google Earth nach coolen Fotos und hohen Bergen schauen. Sind dann noch Trails am Berg sichtbar, hat man in der Regel einen potenziellen Kandidaten für eine Befahrung gefunden. Satelitenbilder und Karten ausdrucken, Fotos und eventuelle Tourenberichte checken – und ein Plan steht.
Endlich, nach monatelanger Planung und Recherche steht das komplette Programm: wir verschiffen unser Auto nach Montevideo in Uruguay und fliegen selbst hinterher, wenn es unten ankommt. Von dort fahren wir weiter in Richtung San Rafael in Argentinien. Kurz dahinter geht’s auch schon los mit den Bergen!
Entlang der Anden führt unsere Route nun nach Süden. Immer wieder liegen interessante Vulkane und Berge auf unserem Weg. Der südlichste Punkt des Roadtrips wird Puerto Montt in Chile sein. Von hier arbeiten wir uns im Zick Zack nach Norden hoch – immer im Wechsel zwischen Chile und Argentinien. Vorbei an Santiago in Richtung Aconcagua – mit 6962m der höchste Berg Südamerikas. Dort soll angeblich Bikeverbot herrschen; wir werden der Sache nachgehen!
Weiter geht es in die Atacamawüste zum größten Salzsee der Welt, dem Salar de Uyuni. Etwas weiter nördlich halten wir uns links, bis wir die Stadt Arequipa in Peru erreichen. Auch hier stehen ein paar elegante Vulkane herum, die auf der Projekteliste gelandet sind.
An der Küste entlang erreichen wir schließlich Lima und fahren noch weiter bis zur Cordillera Blanca – einem irrsinnig beeindruckenden Gebirgszug nordwestlich von Lima. Hier warten die letzten Tourenprojekte auf uns, bevor wir in Lima wieder in den Flieger in Richtung Heimat steigen.
Der Roadtrip in Zahlen
Da es den Rahmen sprengen würde, hier alle Projekte und Ziele vorzustellen, gibt es eine kleine Übersicht in Zahlen:
Roadbook mit Infos zu Touren und Routen: 134 Seiten
Kilometer mit dem Auto ca: 15500
48 Bergprojekte, davon 46 mit Bike. Neben „kleinen“ Bergen auf der Liste:
4000er: 6
5000er: 11
6000er: 9
Längste Abfahrt auf Trail: ca 60km am Stück!
Längste Abfahrt nach Höhenmetern auf Trail: 3900hm am Stück!
Natürlich werden wir in den 60 Tagen oder 2 Monaten auf Tour nicht alle Projekte schaffen – ein bissel Auswahl schadet aber nicht! Besonders die hohen Berge sind schwer abschätzbar. Laut Wetterdiensten sind besonders auf den 6000ern starke Winde mit 40-50km/h keine Seltenheit. Die Temperaturen können schnell zwischen -10° und -30° C liegen. Da werden nicht nur die Bremsfinger kalt!