Motorschaden und Bikeverbote

Motorprobleme und Bikeverbote

Ab in den Süden

Da uns die Erkältung nach wie vor plagt, lassen wir alle großen Projekte bis zum südlichsten Punkt unseres Roadtrips für’s Erste aus. Beim Autofahren wird man eher gesund, als wenn man 2200 Höhenmeter auf einen Berg mit 4700 Metern steigt 😉 Zu allem Überfluss gibt auch noch der Spannungswandler auf 220 Volt den Geist auf – und das nach nur dreimaligem Einsatz. Es ist garnicht so leicht, hier Ersatz zu finden. Nach einem Tag Suche und 70 Kilometer Umweg gelingt es uns doch noch!

Nach Süden fahren bedeutet auch, dass uns unsere Route nun nach Chile verschlägt. Da wird es in Punkto Biken spannend: Eigentlich liegen alle für uns interessanten Berge in Nationalparks und Reservaten. Ein paar Parks haben uns auf Mailanfrage bereits Absagen erteilt. Für Nationalparks scheint es quasi ein generelles Bikeverbot zu geben, obwohl uns das keiner bestätigen wollte. Die restlichen Parks haben nicht geantwortet oder wir kamen per Telefon nicht zu einer Antwort. Unsere Hoffnung ist, dass die Reservate weniger strenge Auflagen haben und das Biken dort erlaubt sein könnte. Also mal hinfahren und fragen! Einfach fahren gehen ist dort riskant, da man in die meisten Parks nicht mal rein kommt, ohne Eintritt zu zahlen. Obendrein sind dort auch Ranger unterwegs.

Die Fahrt bis zur chilenisch Grenze verläuft fast nur noch über Dirtroads. Mit der Zeit wird das Gerüttel doch etwas lästig und das Innere des Autos zum Staubfänger. Aber je näher wir der Grenze kommen, desto grüner wird die Landschaft. Ziemlich abgespacte Bäume wachsen hier. Wir passieren eine Seenlandschaft, die geradewegs aus Kanada oder Neuseeland stammen könnte. Der Grenzübertritt gestaltet sich unkompliziert – wir müssen nur etwas warten, weil scheinbar halb Chile in Argentinien shoppen war.

Motorschaden und Bikeverbote
Motorschaden und Bikeverbote
Motorschaden und Bikeverbote
Motorschaden und Bikeverbote

Bikeverbote und keine Alternativen

Die Forstpiste zu unseren Zielberg gestaltet sich anspruchsvoll und ist saumäßig steil. Gerade so kommen wir hoch, kochen noch schnell und gehen schlafen.
Am nächsten Morgen ist der Ranger, der den Eintritt kassiert, ziemlich erstaunt. Wie wir mit dem Auto da hoch gekommen seien, fragt er. Einfach hochgefahren eben.

Die Frage der Bikeerlaubnis beantwortet er sehr schnell mit nein. Wir könnten aber auf der Forstpiste fahren, wenn wir wollten; am Berg könne man sowieso nicht fahren. Wollen wir aber nicht, deshalb zeigen wir ihm Fotos, dass wir am Berg doch fahren könnten. Das versteht er, verboten bleibt es aber dennoch. Er macht uns das Angebot, dass wenn er ab 18 Uhr weg ist, wir hoch könnten – er weiß von nix. Morgens hoch bevor er da ist, geht nicht, weil uns dann tagsüber Wanderer sehen könnten. Zwei Stunden bis Sonnenuntergang für eine 1000 Höhenmetertour ist aber zu knapp. Und so ziehen wir wieder von dannen.

Motorschaden und Bikeverbote

Probleme mit dem Motor

Seit einigen Kilometern ist uns ein unrunder Leerlauf des Motors aufgefallen. Dieses Problem eskaliert leider gerade jetzt, als wir die steile Forstpiste wieder runter fahren müssen. Der Motor läuft so unrund, dass er im Leerlauf einfach aus geht. Das ist nicht gerade gut, denn dann funktioniert weder die Servolenkung noch der Bremskraftverstärker. Dieses Problem ist bei den alten Ford Transit bekannt und liegt in der Regel an einem undichten Abgasrückführungsventil. Zum Glück haben wir ein solches als Ersatz dabei und tauschen es aus. Mist! – Das Problem besteht weiterhin. Also die komplette Forstpiste mit Motorbremse abfahren, damit er nicht ausgehen kann. Im Tal halten wir nochmal, um das Ventil erneut zu kontrollieren. Die böse Überraschung: das Rohr hinter den Ventilflansch ist abgebrochen, was aufgrund der ungünstigen Lage im Motorraum kaum zu sehen ist. Vermutlich von dem Gerüttel auf den Dirtroads. Laut Internet kann man das Ventil einfach abklemmen und das Rohr verschließen. Dadurch werden zwar die Abgaswerte schlechter, aber der Motor sollte normal laufen. Zum Glück haben wir 50 Meter hinter einer Werkstatt gehalten. Der Mechaniker meint auf die Frage nach einem passenden Verschluss nur: baut das Rohr aus, ich schweiß euch das schnell!

Gesagt getan – nach nicht mal einer Stunde ist das Rohr ausgebaut, für 3 Euro geschweißt und wieder eingebaut. Der Motor läuft wieder wie eine Eins! Manchmal schadet es nicht, ein altes, einfaches Auto ohne viel Elektronik zu haben.

Wir fahren zurück nach Argentinien zum nächsten Bikeprojekt – und hier darf man auch fahren!

Motorschaden und Bikeverbote
Motorschaden und Bikeverbote
Motorschaden und Bikeverbote

Die schwarze Mondlandschaft

Die schwarze Mondlandschaft

Ankunft in einer anderen Welt

Bombenkrater und Canyons im Miniaturformat zieren den Feldweg, der uns in die recherchierte Mondlandschaft bringen soll. Der Weg ist dermaßen ausgespült, dass wir nur im ersten Gang fahren können. Unser Feuerwehrauto neigt sich von rechts nach links, verschwindet zur Hälfte in Löchern – aber es bliebt nie stecken. Vicuñas ziehen gemütlich durch die karge Landschaft. Nach rund drei Stunden Geschaukel ist Ankunft auf dem Mond. Wir haben es tatsächlich geschafft, kein Wegabschnitt war unpassierbar für unser Auto.

Runde und weiche Hügel sowie kleine Vulkankrater bestimmen jetzt das Landschaftsbild. Übersäht mit feinkörnigem, schwarzen Lavagestein wie ein Streuselkuchen. Wir sind baff. Die Gegend wirkt so surreal, aber wir stehen mitten drin. Bevor wir die Bikes auspacken, spazieren wir erst mal etwas umher und lassen die Mondlandschaft auf uns wirken.

Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft

Der erste Trail

Der ursprüngliche Plan war, in dieser unwirklichen Landschaft die Hänge abzusurfen. Aber es sind scheinbar doch ab und zu Leute hier, denn wir entdecken einen Trail, der auf einen der Vulkankrater führt – also Planänderung und Sparprogramm, da wir beide noch erkältet sind.

Der Aufstieg verläuft über den Grat des explodierten Kraters. Da müssen Kräfte am Werk gewesen sein – unvorstellbar. Der Kraterrand ist auf bestimmt 350 Höhenmetern weggesprengt; aus dieser Kerbe ergießt sich ein kilometerlanger, erstarrter Lavastrom. Auch bei uns sind unvorstellbare Kräfte am Werk: der Wind bläst sicher mit 50 Stundenkilometern über den Berg hinweg. Zudem ist das Lavagestein so bröselig, dass wir bei fast jedem Schritt zu kämpfen haben.

Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft

Endlich stehen wir oben und erblicken zum ersten Mal das gesamte Ausmaß der Vulkanlandschaft. Erstarrte, schwarze Lavaströme ergießen sich gut 40 Kilometer durch’s Land. Kleine und große Vulkankegel sieht man bis zum Horizont. Das Wechselspiel aus schwarzer Lava und dürrem Gras schafft interessante Formen und Formationen.

Wir machen uns an die Abfahrt. Der Tiefblick über den Kratergrat ist überwältigend und lenkt hin und wieder vom Trail ab. Das lose Vulkangestein bietet kaum Grip und so ist mitschwimmen angesagt. Die ersten Meter sind noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach kurzer Einschwimmphase klappt alles wunderbar. Viel zu schnell sind wir wieder am Auto – dafür aber mit breitem Grinsen. Unser erster gemeinsamer Trail in Südamerika! Auch wenn es für uns Patienten nur 250 Höhenmeter waren.

Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft

Da uns die Landschaft so gut gefällt, bleiben wir über Nacht. Hier auf 2000 Meter dürfte ein toller Sternenhimmel sichtbar sein. In der Abendsonne machen wir noch ein paar Fotos und kochen gemütlich. Mit dem Sternenhimmel haben wir uns nicht getäuscht: Er ist sichtbar in voller Pracht. Dabei fällt mir auf: Ich habe noch nie den Sternenhimmel der Südhalbkugel gesehen.

Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft

Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen präsentiert uns die Landschaft noch einmal in ihrer ganzen Pracht. So macht auch die lange Abreise über den Feldweg Spaß!

Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft
Die schwarze Mondlandschaft

Hit the road - ab nach Westen

Hit the road – ab nach Westen

Behördenrennerei sondergleichen – endlich haben wir das Auto!

Wir haben unser Auto! Zwei Tage waren sämtliche Behörden und die Hafeninstitutionen geschlossen – wegen Karneval. Tags darauf, als alles offen ist, geht die Behördenrennerei los. Zuerst zur Direccion Nacional de Migracion, eine Bestätigung abholen, dass wir da sind. Dann zur KMA – die Agentur, die die Fracht der Schifffahrtsgesellschaft Grimaldi abwickelt. Bereits hier beginnt das Chaos: der original BL (Bill of Lading) fehlt und wurde von Grimaldi offensichtlich noch nicht zugesandt. Wir warten und warten und hängen uns schließlich ans Telefon, da die KMA dazu nicht in der Lage ist. Und siehe da – nach bereits sechs Stunden schafft es die KMA dann doch, ihre Mails richtig zu lesen und festzustellen, dass der BL doch schon da ist. Bravo!

Die Zeit wird knapp; wir rennen zum Zoll und beantragen unsere Papiere. Da der Zoll nicht in der Lage ist, zwischen Maximalgewicht und aktuellem Fahrzeuggewicht zu unterscheiden, müssen wir in den Hafen zu Rilcomar – das Logistikunternehmen des Hafens. Die sollen unser Auto wiegen. Das wollen oder dürfen die aber nicht – nachdem der Bedienstete von Rilcomar das dem Zoll in einem 15 minütigen Telefongespräch klar gemacht hat, müssen wir zurück zum Zoll unsere Papiere abholen. Damit sprinten wir zur Hafenbehörde – Geld abgeben. Leider ist unser Sprint zu langsam; wir kommen drei Minuten zu spät.

Am nächsten Morgen sind wir die Ersten und wundern uns, dass wir anstatt etwa $700 nur $31 Hafengebühren zahlen müssen. Uns soll’s recht sein! Dann geht’s wieder zum Zoll – die Zahlungsbestätigung abgeben und eine Nummer abhlolen. Anschließend wieder in den Hafen zu Rilcomar, eine weitere Nummer abholen. Mit den Nummern zu Buquebus die Fahrerlaubnis abholen. Wieder zu Rilcomar die Fahrerlaubnis vorzeigen, um das Auto frei zu bekommen, hier stimmt aber eine Nummer nicht. Also wieder zum Zoll die richtige Nummer holen. Und wieder zu Rilcomar: endlich – nach eineinhalb Tagen Rennerei haben wir unser Auto!

Einladen, tanken, Gasflasche auffüllen, Proviant kaufen und ab Richtung Westen. Die Anden warten!

Hit the road - ab nach Westen

Durch die Kornkammer der Welt?

Wir cruisen durch Uruguay der Argentinischen Grenze entgegen. Von der bestens ausgebauten Autobahn sehen wir das erste Mal mehr als die Innenstadt von Montevideo. Auf den ersten Kilometern zieht das Meer an uns vorbei. Erneuerbare Energien spielen in Uruguay scheinbar eine große Rolle – es stehen unzählige Windräder in der Gegend herum.

Das Land ist kaum besiedelt. Als wir die Küste verlassen, wird die Landschaft karg und trocken. Kilometerweite Weideflächen für Rinder und Pferde, endlose Mais- und Erdnussfelder säumen die Straßen. Zwischen den einzelnen Dörfern liegen schnell mal 50 KIilometer – dazwischen nur Hügel mit Feldern und Weiden.

Hit the road - ab nach Westen
Hit the road - Ab nach Westen

Immer wieder queren wir Flüsse bis wir schließlich an die Grenze zu Argentinien kommen. Über den Grenzfluss führt eine kilometerlange Brücke. Das Land wir topfeben. Mit der Zeit wechseln sich nur mehr Weiden und riesige Getreidefelder ab. Korn bis zum Horizont! Zwischendurch queren wir eine 60 Kilometer breite Sumpf- und Flusslandschaft. Dahinter türmt sich die Skyline der nächsten großen Stadt empor.

Hit the road - an nach Westen
Hit the road - an nach Westen
Hit the road - an nach Westen
Hit the road - an nach Westen

Mit der Zeit wird der Straßenverlauf monoton: 40 – 60 Kilometer schnurstracks geradeaus ohne Kurve sind keine Seltenheit mehr. Je weiter westlich wir kommen, desto trockener wird die Gegend. Das Korn verschwindet, es ist nur noch Viehwirtschaft möglich. Diese verliert sich irgendwann in trockenen Busch- und Strauchlandschaften – immer wieder verwüstet von großflächigen Bränden. Das längste Straßenstück ohne Kurve liegt jetzt bei unglaublichen 120 Kilometern!

Nach zwei Tagen Fahrt erreichen wir San Rafael – das Tor zur Wüste; die letzte größere Stadt. Wir decken uns mit Lebensmitteln und Wasser führ mehrere Tage ein. Der letzte Abschnitt der Route hatte auf über 230km keine Tankstelle und wir halten es für sinnvoll in einen 20l Benzinkanister zu investieren. Die ersten Dirtroads warten auf uns. Wir sind gespannt, wie unser Ford Transit darauf reagiert. Eines ist jetzt schon sicher: Wir fallen auf mit dem Feuerwehrauto und werden immer wieder darauf angesprochen.

Hit the road - ab nach Westen
Hit the road - ab nach Westen
Hit the road - ab nach Westen
Hit the road - ab nach Westen

Leider hat es uns beide mit einer Erkältung erwischt und so beschließen wir, die Route etwas umzulegen und ein größeres Projekt gegen ein kleineres einzutauschen. Das bedeutet: weiter rein in die Wüste. Endlich tauchen die ersten Berge in der Ferne auf. Wir fahren an Salzseen vorbei und sind fasziniert von der unendlichen Weite dieser Hochebenen- und Bergwelt. Auch wenn die Autofahrt jetzt mal ein Ende haben dürfte – hier durch zu cruisen macht echt Spaß!

Das neue Ziel liegt mitten in der Wüste. Zunächst etwa 60 Kilometer auf einer normalen Dirtroad, dann noch weitere 35 Kilometer auf einem Feldweg in die Pampa. Ziel ist eine Gegend, die von Vulkankegeln regelrecht übersäht ist. Die Landschaft ist durch das Vulkangestein komplett schwarz. Wir sind gespannt.
Der Abend rückt näher und auch die Gewitterfront, die plötzlich vor uns aufzieht. Kaum sind wir die ersten 15 Kilometer Dirtroad gefahren, fängt es an zu schütten! Und das mitten in der Wüste. Aus Eimern. Die Dirtroad verwandelt sich in einen Fluss. Alles steht unter Wasser, teils 20 Zentimeter tief. Fast bleiben wir stecken – da hilft nur Vollgas und durch. Glück gehabt! Nach fast 1,5 Stunden Fahrt über die überschwemmte Straße kommen wir am geplanten Schlafplatz an. Dieser befindet sich kurz vor einer Flussquerung.
Die böse aber vermutete Überraschung am nächsten Morgen: die Regenfälle haben die komplette Straße im Flussbett weggeschwemmt. Da ist kein Durchkommen mehr. Das heißt für uns: ca 120 Kilometer Umweg, um unser Ziel von der anderen Seite anzufahren. Fortsetzung folgt!

Hit the road - ab nach Westen
Hit the road - ab nach Westen
Hit the road - ab nach Westen