Trailhunter in den Medien: Südamerika-Artikel in der "fahrstil"

Quer durch Südamerika - der komplette Roadtrip

Zwei Monate voll gepackt mit Erlebnissen, intensiven Momenten, Höhen und Tiefen, Biken, Auto fahren und kuriosen Dingen. Der Südamerika-Roadtrip war wahrlich ein einmaliges Erlebnis. An diesem Erlebnis lässt das Radkulturmagazin fahrstil seine Leser nun Teil haben. fahrstil hat einen mehrseitigen Bericht über unseren Roadtrip abgedruckt. Wir sind etwas stolz und freuen uns, so noch mehr Leser an unseren Erlebnissen teilhaben lassen zu können.
Es war nicht einfach, zwei Monate in zwei DIN A4 Seiten Text hinein zu stauchen. Da ist sozusagen einiges auf der Strecke geblieben. Aber Bilder sagen sowieso mehr, als 1000 Worte!


Listo el viaje!

Listo el viaje!

Es ist bereits drei Monate her, dass wir nach Deutschland zurück gekommen sind. Der Livebericht – ein Novum in der Geschichte der Trailhunter Website – ist beendet. Nun ist es an der Zeit, einen Schlussstrich unter dieses Unterfangen zu ziehen.

Hit the road - ab nach Westen
Listo el viaje!

„Ich habe fertig!“

…ist das am besten passende Zitat zum aktuellen Projektstand in deutscher Sprache. Von Giovanni Trapattoni, einem Italiener, und gute 20 Jahre alt. Und rund genauso viele Tausend Kilometer haben wir mit unserem Ford Transit von der Feuerwehr zurückgelegt. Von Montevideo in Uruguay über Argentinien, Chile, Bolivien bis nach Arequipa in Peru. Der halbe Reisepass ist voll mit südamerikanischen Stempeln aus den neun Wochen, das Roadbook hat Eselsohren und der Bus mehrere Dellen und Kratzer. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Verschleiß bleibt nicht aus und das ist auch gut so.

Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!

Wie erging es uns bei dem Trip? Nach den Startschwierigkeiten in Montevideo und der gefühlt ewigen Krankheit haben wir uns rasch an das Leben im Bus gewöhnt – auch wenn wir nicht gerade mit Luxus verwöhnt wurden. Zwei Monate zu zweit in einem Auto – kann das gut gehen? Ja, es kann! Erstaunlicherweise kam es kaum zu Meinungsverschiedenheiten und wir konnten die ein oder andere Extremsituation als gutes Team problemlos überstehen.

Wir saßen viel im Auto, das lässt sich schon von den Gesamtkilometern ableiten. Das war von Zeit zu Zeit nervig, aber dennoch die beste Möglichkeit, die Weite und gefühlte Unendlichkeit der faszinierenden Landschaft rund um die Anden zu erfahren. Es gab einige Rückschläge bei den Biketouren, doch diese konnten dafür meistens mit irrsinniger Landschaft Pluspunkte sammeln. Wir sind eben einfach verwöhnt von unseren gut erschlossenen Alpen. Die Entschädigung für gelungene Touren war dafür umso besser, wie zum Beispiel bei unserem ersten 6000er.

Interessant war auch das Erlebnis, mit wie wenig Dingen man auskommt – schon allein, weil im Bus kein Stauraum mehr frei war. Aber auch, weil man Vieles einfach nicht braucht. Darunter fällt zum Beispiel auch eine Uhr. Noch nie haben wir so das Zeitgefühl verloren, wie in Südamerika. Man steht eben auf, wenn es hell wird und geht schlafen, wenn man abends angekommen ist und müde wird. Welcher Tag gerade ist, spielt keine Rolle. Die kleinen Läden in den Ortschaften haben sowieso immer geöffnet. Und die Berge stehen auch jeden Tag da. Als wir in der Großstadt Oruro ankamen, haben wir eine Frau auf der Straße nach einem großen Supermarkt gefragt. Ihre Antwort: „Die Straße runter und dann links, aber der hat heute zu, heute ist doch Ostern“. Ach ja, Ostern – das kam uns bis dahin nicht ein einziges Mal in den Sinn. Und erst dann kam uns beiden in den Sinn, dass Flo zwei Tage zuvor Geburtstag hatte. Man kann also sagen, wir haben zeitlich völlig abgeschaltet.

Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!

Wir möchten an dieser Stelle weniger Bericht erstatten, das kann alles nachgelesen werden. Womöglich schaffen es die Bilder, unsere Eindrücke weiterzugeben. Selbst wenige Wochen nach dem Projekt entgleiten uns bereits die Erlebnisse, die wir durchgemacht haben. Und werden durch das Durchscrollen der Berichte und Fotos wieder in Erinnerung gerufen.

Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!

Eisig, steil, windig, …

Schweißgebadet stiefelten wir auf erloschenen Vulkanen über Jahrtausende alte Lavazungen, um Tage später einem Vulkanausbruch wenige Kilometer entfernt in eisiger Höhe beizuwohnen.

Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!

Wir sind mit den Bikes den Pazifikstrand entlang, durch Wüsten und tropische Wälder gefahren, haben die Bikes durch verblocktes Gelände getragen und sind über kritische Schneehänge abgefahern. Mit diversen Verkehrsmitteln und mehreren Versuchen haben wir uns einen Weg von 0m bis 6075m üNN gebahnt.

Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!

Verkehrt, karg, zugemüllt, …

In den entlegensten Ecken, in denen das Überleben nahezu unmöglich scheint, kämpfen sich Wüstenblumen aus den Dünen – gleich neben ausgebrannten und sandgestrahlten Coca-Cola Dosen. Schockierend auch, wieviel Müll und Unrat Menschen in der Lage sind, zu hinterlassen – sogar dann, wenn sie immer wieder den selben Ort aufsuchen. Wir hatten keinen Tag am Strand, an dem wir nicht durch oder um Müll herumlaufen mussten.

Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!
Listo el viaje!

Vollbeladen, festgefahren, zugestaubt, …

Der Ford Transit hat uns treue Dienste erwiesen, in dem wir uns auf waschbrettartigen Wegen durchschütteln lassen haben, über Salzseen und Pässe bis auf 5100 Meter hoch gebrettert sind. Einige 4WD Verfechter waren brüskiert – denn mit Zweiradantrieb, etwas Bodenfreiheit und Geschick kommt man auch recht weit. Der Eiskratzer kam zum Einsatz: Um die Windschutzscheibe von Salz zu befreien. Hier und da mussten wir Hand anlegen und die ein oder andere Reparatur angehen, um weiter zu kommen. Und genau das macht ein gutes Abenteuer aus: Je mehr man plant, desto mehr wird schiefgehen. Um weniger umplanen zu müssen, haben wir nicht zu viel geplant. Dieser Plan ist planmäßig aufgegangen.

Listo el viaje!
Von Geysiren, Vulkanen und Salzseen
Ein Tag im Sand
Auf dem Weg im Chaos

Dieser Roadtrip ist vorbei, der Bus ist aber noch unser. Er ist sicher geparkt und wartet. Der peruanische Zoll hat den Antrag bewilligt, den Bus länger als drei Monate im Land lassen zu dürfen. Alles eine Frage des Aufwandes, vor dem man nicht zurückschrecken darf. Doch auch hier: Ohne alte Freunde und Bekannte aus vorherigen Reisen, wäre das alles nicht so glatt gelaufen. Der Dank geht an Erika, Moises und César aus Muruhuay, die ich bei meiner ersten Reise nach Peru kennengelernt habe und die uns beim Bürokratiemarathon unter die Arme gegriffen haben. Südamerika ist groß, sehr groß und genauso schön. Ich kann von meiner Seite sagen, dass das für mich bisher der schönste Fleck Erde ist, an dem ich gewesen bin.

Listo el viaje!
Listo el viaje!

Keiner weiß genau wie, aber irgendwie müssen wir nochmal rüber. Es gibt noch viel zu entdecken. Und es ist gut, dass diesmal unser mobiles Zuhause schon vor Ort ist.

Listo el viaje!

Gracias y hasta pronto!


Ein kalter, langer Tag

Ein kalter, langer Tag

Durch drei Länder nach Bolivien

Mit der Sonne stehen wir auf. Bevor der Kaffee fertig ist, grüßt uns ein vorbeifahrender Zug. Die moderne Lok erklärt, wieso die alten Schneeräum Loks ausrangiert worden sind. Wir vertrödeln nicht allzu viel Zeit und machen uns auf in Richtung San Pedro de Atacama: Eine Wüstenstadt, die als Hauptdrehkreuz für Touristen in der Atacama Wüste dient. Von hier aus reist ein großer Teil der Touristen auch nach Bolivien. Für uns ist der Lebensmittelladen und die einzige Tankstelle im Ort relevant. Nach dem Grenzübertritt nach Bolivien werden wir bis Uyuni mal wieder auf uns gestellt sein. Doch bevor es zu dem von der Rally Dakar geprägten Ort am Salzsee geht, haben wir noch einen Mustervulkan vor uns: Volcano Licancabur. 5916m, gelegen oberhalb mehrerer Lagunen kurz hinter der Bolivianisch-Chilenischen Grenze. Das wäre soweit unser höchstes Projekt.

Ein kalter, langer Tag

Wir verbringen den gesamten Tag im Auto. Nur an der Grenze von Argentinien nach Chile werden wir von mehreren Reisebussen ausgebremst, deren Passagiere leider vor uns an der Immigration Control stehen. Der Pass ist, wie viele der anderen auch, als „windig“ zu klassifizieren. Hier sind nicht nur Steine, sondern ganze Felsen von Sand und Wind entsprechen gestrahlt – wie zum Beispiel eine riesige Felssäule, unter der wir kurz Rast machen. Eins der unzähligen Touristenziele abgehakt nähern wir uns San Pedro. Während der Talfahrt zeigt er sich: Mit mächtig Abstand zu den Nachbargipfeln ragt der Licancabur nördlich der Passstraße über uns heraus. Der Mustervulkan – unsere Motivation steigt, denn er ist nahezu schneefrei. Ein paar Fragezeichen gibt es aber noch: Schafft es unsere Transe bis zum Tourstart auf 4600m Höhe? Schaffen wir den Aufstieg von 1300 Höhenmetern bis auf 5900m an einem Tag? Wir werden sehen. Wir nächtigen unterwegs kurz oberhalb vor San Pedro, um dem Rummel weitestgehend zu entgehen.

Ein kalter, langer Tag
Ein kalter, langer Tag

San Pedro – und schnell weiter!

Am nächsten Morgen rollen wir in den Ort und decken uns ein. Erledigen soweit alles, was hier möglich ist und verlassen die von Gringos überlaufene Stadt auf dem Weg zum Hito Cajon Pass nach Bolivien. Mittags erreichen wir die Grenze. Nichts los in dem modernen Hangar-ähnlichem Bau. Die Heizung ist an. Die Lebensmittelkontrolleure spielen Tischtennis. Wir lassen uns aus Chile ausstempeln und fahren zur Bolivianischen Grenze. Nur die ausgeblichene rotweiße Schranke weist auf etwas Offizielles hin, anderenfalls hätten wir die Immigration Kontrolle in dem Lehmbau mit Strohdach rechts liegen lassen. Die Beamten erbarmen sich, unsere Chilenischen Pesos in Bolivianische zu wechseln – zu einem verhandelbaren Kurs. Kurioserweise werden wir noch nach ein, zwei Tomaten gefragt, müssen aber leider passen. Nachdem wir den Zoll und den Eintritt in den Nationalpark erledigt haben, machen wir uns darauf, das erste Fragezeichen der Licancabur-Tour zu klären: Schafft es die Transe auf die 4600m? Der Weg ist direkt ab der Parkeinfahrt eine Herausforderung. Hunderte der Jeeps, welche Touristen ab San Pedro nach Uyuni fahren, haben Spurrillen in den Sand gefahren, in denen wir gnadenlos stecken bleiben würden: Ein Fahrfehler, und alle vier Räder hängen in der Luft, während unser Bus auf dem Mittelstreifen aufliegt. Einige Kilometer gehen gut und wir kommen ins felsige: Techflow mit dem Transporter. Die Seen liegen auf 4300m, fehlen als nur noch 300 Höhenmeter. Mit etwas Arbeit und Zehenspitzengefühl für die Kupplung schaffen wir es tatsächlich!

Auto aufbocken, Rucksäcke vorpacken, Bikes zusammenstecken und Essen fassen. Dämmerung. Nördlich gewittert es, unser Gipfel verschwindet ebenfalls in den Wolken. Wind zieht auf. Es fängt an zu schneien. Verdammt! Mal wieder ist die Wetterprognose falsch. Nunja, morgen früh sind wir weiser – vielleicht auch weißer.

Ein kalter, langer Tag

Wir greifen an!

Der Wecker klingelt viel zu früh; es ist a….kalt. Man fühlt es nicht nur, man sieht es: Die Scheiben sind gefroren – von innen! Blick nach draußen: weiß, aber gnädig. Es spricht wenig gegen den Tourstart. Nach dem Frühstück dauert es etwas, bis das Fahrradschloss wieder gängig ist und dann geht’s los. Der Aufsteig im Dunkeln beginnt mit einem metallischen ‚klong’ Geräusch: Die festgefrorenen Bremsbeläge lösen sich von den Scheiben und wir schieben los. 1300 Höhenmeter bis auf 5900m liegen vor uns. Einen großen Teil des Trails konnten wir am Vorabend einsehen, das motiviert. Im Kegel der kleinen schwachen Stirnlampe gibt es nicht viel zu sehen, es reicht für einen sicheren Tritt. Erst zum Sonnenaufgang zeigt sich die surreale, nahezu schwarz-weiße Landschaft. Der Weg ist klar definiert und wir stiefeln Meter um Meter dem Grat entgegen. Der Untergrund wird bröseliger und weicher, doch es sollte noch alles fahrbar sein. Nach dem Grat wird’s felsiger – ob man hier noch viel fährt?

Ein kalter, langer Tag
Ein kalter, langer Tag
Ein kalter, langer Tag
Ein kalter, langer Tag

Es sind noch gute 300 Höhenmeter bis zum Gipfel. Eine S3 Stelle reiht sich an die nächste S4 Stelle, hin und wieder S5 – das wird Arbeit werden! Die Zeit sitzt uns etwas im Nacken, wir sind langsamer, als wir gedacht haben. Gut, wir sind hier auf fast 6000m Höhe, der Sauerstoffgehalt der Luft hat sich bereits mehr als halbiert. Es folgt etwas Kletterei und der Weg verläuft sich. Irgendwo müssen wir einen Abzweig verpasst haben – nix sieht mehr fahrbar aus. Wir entscheiden uns, die letzten 50 Höhenmeter zum Gipfel ohne die Bikes zu machen. Wir sind zu platt, die Abfahrt steht noch bevor und die Zeit drängt.

Ein kalter, langer Tag
Ein kalter, langer Tag

Also rauf und siehe da: Ein riesiger Krater mit einem See darin. Es scheint wohl noch etwas Geothermie zu geben, sonst müsste der See gefroren sein. Hinter dem Krater liegt San Pedro in Chile und hinter uns die Lagunen und die bolivianische Wüste. Rundumblick: Wie aus dem Flugzeug! Wir machen ein kurzes Vesper und genießen die Aussicht. Dabei stellen wir fest, dass wir uns bis zum Gipfel komplett „hochgeriegelt“ haben: Wir sind wohl so geplättet, dass der Körper nicht mal ein Hungergefühl entwickeln kann. Mehr als vier Müsliriegel hat keiner von uns verspeist. Der Wind zieht an und schiebt die ersten Wolken über den Gipfel. Passt aber, die Uhr sagt uns sowieso: Abfahrt!

Ein kalter, langer Tag
Ein kalter, langer Tag
Ein kalter, langer Tag

…von wegen. Wir stechen in den Trail rein, doch müssen immer wieder absteigen. Entweder ist es zu verblockt, sodass das Bike nicht durchpasst oder zu riskant, auf der Höhe sich an S4 bis S5 Passagen auszutoben. Die größten Schwierigkeiten bereitet uns aber die dünne Luft: Kaum macht man einige schnelle Bewegungen, schon ist man aus der Puste. Und so werden einige Meter getragen, einige gefahren, doch ein flow-Gefühl kommt noch nicht auf. Es bessert sich, als wir auf den Grat kommen, doch nun verabschiedet sich der Grip: Zu weich der Untergrund, wir müssen in dem rutschenden Belag mitschwimmen. Während wir unserem Bus ins Tal entgegen schwimmen, sind wir teils mehr Passagier als Fahrer. Der Trail flacht gegen Ende ab und es lässt sich kontrollierter fahren. Der Weg fährt noch ein paar schöne Bastelstellen auf, aber der Tag ist lang gewesen und wir sind heilfroh, als wir unten ankommen. Die Kondition und die Kraft haben Feierabend gemacht. Es dämmert bereits, mit letzten Reserven – woher auch immer wir die noch nehmen – kommen wir am Bus an. Die Aktion hat Körner gekostet.

Ein kalter, langer Tag
Ein kalter, langer Tag

Geschafft – vor allem wir selber

Das Lager schlagen wir heute nur 300m tiefer auf am Ufer der Laguna Verde auf – vielleicht wird es weniger kalt. Die nächsten Tage geht’s dann durch die bolivianische Wüste in Richtung Uyuni.

Ein kalter, langer Tag

Bikers Paradise

Bikers Paradise

Naturspecialeffects aller Formen

Ein Berg aus Kristall am Horizont – diesen Anschein erweckt ein schneeweißer Berg auf unserer Route. Klar zu erkennen ist aber, dass es kein Schnee ist. Der Gipfel wirkt fast schon etwas transparent.
Eine kleine Zufahrt führt bis unter 1000 Höhenmeter unter den Gipfel. Diese 1000 Höhenmeter sind uns aber dann doch zu viel, um an die unermesslichen Reichtümer des Berges zu gelangen – abtragen können wir sie eh nicht.
Also weiter auf der Route nach Tolar Grande; vorbei an eckig geformten Säulenfelsen mit vermutlich vulkanischem Ursprung zum Shoppen und Tanken nach San Antonio de los Cobres. Das sind nur 50 Kilometer Umweg oneway. Nach drei Tagen in der Pampa und über 750 Kilometern Fahrerei auf Dirtroads in der Höhe sind unsere Vorräte und Spritreserven fast aufgebraucht – dem Socompa Pass sei Dank.

San Antonio de los Cobres stellt sich als nicht besonders geeignet heraus, um die Vorräte aufzufüllen. Die unscheinbare Tanke finden wir erst beim zweiten Anlauf; der größte Supermarkt ist ein Kiosk. Aber passt schon, wir brauchen ja nur Zeug für vier Tage.

Bikers Paradise
Bikers Paradise
Bikers Paradise

Feinstaub oder Staub vom Feinsten

Also wieder ab in die Einsamkeit nach Tolar Grande und zu einer mutmaßlich riesigen Kranked-Area (Gewisse Art von Staubhängen, die durch das erste richtige Bikevideo „Kranked 1“ 1998 berühmt wurden). Die Dirtroad führt uns über einen Salzsee mitten hinein. In tiefen Schluchten schlängelt sicher der Weg durch die staubigen Hänge aus Erde und Lehm. Ein wahres Staub-Inferno. Keine Stelle im Auto ist mehr sicher. Selbst auf der aufgeklebten Feuerwehrschrift lagert sich Staub ab.

Bikers Paradise
Bikers Paradise
Bikers Paradise

Es gibt unzählige Lines, doch viele sind extrem steil und ausgesetzt. Profis, wie wir sind, wollen wir nicht gleich die rabiatesten Lines fahren, sondern suchen uns erstmal was zum Warmwerden. In den letzten Sonnenstrahlen steigen wir auf und können das Gelände zum ersten Mal richtig überblicken. Die Wahl der richtigen Line ist nicht so einfach: Viele Abfahrten sind echt radikal und haben zudem keinen Auslauf – sie münden in kleinen Schluchten. Leider schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig im Sonnenuntergang eine Einrollline zu finden. Die Sonne ist schon weg, als wir eine passende Abfahrt finden. Es bleibt noch spannend: Wie hart ist der Untergrund? Brechen die Reifen durch? Wie viel Bremskraft lässt sich auf den Boden übertragen?
Die Abfahrt klappt perfekt. Der Boden gibt leicht nach und bietet guten Grip – das schafft Spielraum für radikalere Lines im Sonnenaufgang.

Bikers Paradise

Von leuchtend rot bis rostbraun – der Sonnenaufgang lässt die Farben der ungewöhnlichen Landschaft so richtig leuchten. Wir marschieren tapfer einem der vielen Gipfel entgegen. Heute geht es ganz hoch! Die ersten Meter unserer Line sind krass: Der Grat ist kaum einen halben Meter breit, links und rechts geht es rund 300 Meter runter. Definitiv eine No-Fall-Zone. Wir fallen auch nicht, sondern ziehen ein paar schöne Lines hinab. Die Kulisse und auch die Abfahrten sind schon ziemlich abgespaced für uns Mitteleuropäer. Man könnte hier Wochen verbringen und mit etwas Spateneinsatz und Wasser ein wahres Bikeparadies aufbauen. Wir fahren noch ein paar Lines, bis uns die Sonne zu sehr ins Schwitzen bringt.

Bikers Paradise
Bikers Paradise
Bikers Paradise
Bikers Paradise
Bikers Paradise
Bikers Paradise
Bikers Paradise
Bikers Paradise
Bikers Paradise
Bikers Paradise
Bikers Paradise

Dann heißt es Abschied nehmen von dieser wundervollen Landschaft – dafür geht es weiter an der Bahnlinie entlang, die uns tags zuvor mit ihren Anlagen ein paar tolle Bikebilder beschert hat. Auch dieser Teil unserer Route ist gesäumt von Bahnrelikten vergangener Zeiten, aber etwas bikebares finden wir nicht wieder.

Bikers Paradise

Tolar Grande selbst entpuppt sich als weniger spektakulär, als erwartet. Google Earth hat uns ein fast verlassenes Dorf mit großem, verlassenem Umschlagsbahnhof versprochen. Doch die Sattelitenaufnahmen und Fotos waren wohl recht alt: inzwischen ist Tolar Grande zu einem kleinen Bergwerksdorf herangewachsen. Große Teile der alten Eisenbahninfrastruktur wurden entfernt. Etwas enttäuscht fahren wir weiter zum nächsten Salzsee, machen Kaffeepause und rollen schließlich die fast 200 Kilometer bis zur nächsten Straßenkreuzung wieder raus. Wer errät es: ein verlassener Bahnhof bietet einen guten Standplatz für die Nacht. Morgen wartet die Fahrt ins Touristennetz San Pedro de Atacama auf uns – Lebensmittel shoppen für die nächste Tour auf einen Vulkan.

Bikers Paradise
Bikers Paradise
Bikers Paradise

Wie auf Schienen

Auf dem Weg zum Paso Socompa

Vor uns liegt eine lange Etappe: Wir möchten nach Tolar Grande. Ein nahezu verlassenes Dorf in Argentinien. Umgeben von Bergen, Salzseen und Kranked Areas (Staubhänge, die durch das erste richtige Bikevideo „Kranked 1“ 1998 berühmt wurden)! Eines zeichnet dieses Dorf allerdings aus: Dort liegt die erste Bahnstation auf der Argentinischen Seite nach dem Socompa Pass. Die Bahnlinie ist noch in Betrieb und der Zug fährt ab Antofagasta über den Pass. Verschiedene Quellen liefern die Information, dass sogar noch Personenzüge fahren sollen. Die Strecke über den Pass ist sicherlich spektakulär. Sie verläuft glücklicherweise fast parallel zur Straße, und so können wir selbstfahrend in den nahezu gleichen Genuss kommen. In Antofagasta startet auch unsere Fahrt, nachdem wir uns für die kommenden vier Tage komplett eindecken: Zwischen Antofagasta, auf dem Weg über Tolar Grande, bis zum nächsten Ort in Argentinien, gibt es keine belebten Ortschaften. Geschweige denn Tankstellen. Das sind über 600 Kilometer und mehrere tausend Höhenmeter!

Die Sonne und den Pazifik im Rücken schlagen wir unseren Weg nach Osten ein. Auf der gut asphaltierten Straße kommen uns ausschließlich Bergwerk-Pick-Ups und Arbeiterbusse entgegen. Auf der Bahnlinie sehen wir zwei lange Güterzüge den Berg hochkriechen. Hier und da gibt es verlassene Bahnhöfe. Die Züge scheinen wohl ebenfalls im Dienste der Bergwerke unterwegs zu sein. Für uns endet die Asphaltstraße an einem großen Tor: Hier geht’s rein in ein wohl recht großes Bergwerk. Wir finden raus, dass hier Kupfer abgebaut wird. Und in was für einem Stil! Hier wird das Sprichwort „Berge versetzen“ wörtlich genommen! Halden mit abgetragenem Abfallgestein türmen sich hunderte Meter hoch. Förderbänder verlaufen über zig Kilometer durch die Landschaft. Das Gelände ist abgeriegelt, aber aus der Ferne sieht man, dass hier fast eine komplette Bergwerksstadt existiert. Beinahe im Fünfsekundentakt verlassen LKWs und Autos das Gelände – am laufenden Band. Unglaublich, in was für Dimensionen das Kupfer hier abgebaut wird. Die Sonne geht allmählich unter und verleiht der menschengeschaffenen Landschaft eine ganz eigene Ästhetik. Wir passieren auf der Dirtroad einige Schranken, die den LKW Betriebsverkehr regeln und sehen aus der Ferne die riesigen Bergwerk-LKWs, von denen ein Reifen größer ist, als unser Ford Transit.

Wie auf Schienen
Wie auf Schienen
Wie auf Schienen

Wir halten die Augen nach einem Schlafplatz auf. Doof, dass ringsum nur Bergwerksgelänge ist und man die Straße nicht verlassen kann. Doch siehe da: Eine Einfahrt zu einem verlassenen Bahnhof. Hier schlagen wir unser Lager auf. Wir sind neugierig und schlendern auf dem Gelände herum: Vielleicht gibt es etwas zu entdecken? Oder sogar zu fahren? Wir werden nicht enttäuscht und es wird ein langer Abend, bis es etwas zu essen gibt. Die alten Öltanks laden zum Spielen im Dunkeln ein. Eine abgefahrene Szenerie, die die Milchstraße zusammen mit den verlassenen Gebäuden hervorbringt. Eine abgestellte Schneeräum-Lok heben wir uns für den Sonnenaufgang auf.

Es kommt nur drauf an, was man draus macht

…und so shapen wir im Sonnenaufgang eine Anfahrt auf die Lok. Die Schaufel ist ein nahezu perfekter Corner-Sprung, mit einer etwas miesen Landung in den alten Schienen. Etwas tricky ist die Anfahrt, da in Lenkerhöhe die Schaufel wieder breiter wird. Es braucht einige Versuche, bis der Absprung sitzt. Die Landung optimieren wir auch noch etwas und dann kosten wir diese einmalige Gelegenheit aus. Immer wieder Anlauf nehmen auf über 4000m kostet ordentlich Körner, aber es gibt ja gleich Frühstück.

Wie auf Schienen
Wie auf Schienen
Wie auf Schienen

Wir setzen unsere Fahrt fort und verlassen bald das Bergwerksgelände vollends. Auf dem Weg zum Socompa Pass kreuzen wir immer wieder die Eisenbahnlinie und passieren verlassene Bahnhöfe im Nirgendwo. An einer größeren Anlage machen wir noch kurz Rast und dann sind wir schon am Pass: Hier hört die Straße auf und wir holpern über Schienen und Weichen vor das Polizeigebäude. Einige moderne Loks stehen mit laufenden Motoren herum – sie warten vermutlich auf den Zug aus Argentinien zum Umsatteln.

Wie auf Schienen
Wie auf Schienen

Ein verdutzter Polizeibeamter kommt auf uns zu mit der Frage, was wir denn hier vorhätten. Chile verlassen, nach Argentinien und Tolar Grande fahren, ist unsere Antwort. Zunächst halten wir es für einen Scherz, als es heißt, das ginge nicht. Nach einigen Erklärungen scheint es aber keiner zu sein: Der Socompa Pass kann nur mit dem Zug, zu Fuß oder mit dem Fahrrad überquert werden. Es gibt auch keine Zolleinrichtungen, nur die Migration hat hier ihren Sitz. Auf Nachfrage: Das sei wohl schon seit ca. 20 Jahren so. Nun gut, die Beamten zeigen uns den nächsten Pass, den wir mit dem Auto passieren können: Paso Sico. Zum Glück sind das gerade mal 100 Kilometer oneway, die wir unnötigerweise gespult haben. Die Kollegen raten uns über San Pedro de Atacama zu fahren, aber unsere Sprit- und Essensvorräte sind ausreichend. Wir schlagen die direkte Route ein. Wir fahren an mehreren Litium-Tagebauten vorbei, dir an einem überdimensionalen Salzsee liegen. Auch Salz scheint hier abgebaut zu werden. Es gibt sogar einen Flugplatz auf dem Salzsee, für die Arbeiter. Die Straße führt auf dem kürzesten Weg über den Salzsee: gerade aus zum nächsten Dorf. Der Salzsee ist größtenteils trocken und man sieht, soweit das Auge reicht, Salz-Erde-Mische. Neugierig wie wir sind, fahren wir ran und schauen, ob man darin versinkt oder sich eher aufspießt.

Wie auf Schienen
Wie auf Schienen
Wie auf Schienen

Überraschend hart ist das Ganze: Hier ein Fehltritt, und man hat ein paar ernsthafte Wunden – mit Salz darin. Die Salzkruste ist messerscharf und nach oben aufgeplatzt. Die Schollen sind zwar steinhart miteinander verbunden, aber unter ihnen ist es oft hohl. Die ganze Oberfläche steht so unter Spannung, dass sie immer wieder knirschende Geräusche von sich gibt. Abgefahren und wirklich kurios! Wir beenden die Erkundung, es dämmert und wir haben noch ein paar Kilometer vor uns. Wir setzen unsere Fahrt im leuchtenden Abendrot fort. Leider sind die Sonnenauf- und Untergänge hier nahe des Äquators recht kurz, so ist es bereits dunkel, als wir ankommen.

Wie auf Schienen
Wie auf Schienen

Wir schlagen unser Lager nahe der Grenze auf an einer der vielen Lagunen, die von hunderten Touristen aus San Pedro täglich aufgesucht werden. Es scheinen wohl zu viele geworden zu sein: alle Zufahrten zu den Lagunen sind zugeschüttet und unpassierbar gemacht. Es sind Parkplätze an Aussichtspunkten angelegt worden, der Andrang soll wohl kanalisiert werden. Glücklicherweise sind diese eben – so müssen wir unser mobiles Zuhause nicht unterfüttern. Morgen soll es dann aber wirklich nach Tolar Grande gehen.


Das Leben im Auto

Das Leben im Auto

Haben wir richtig gemacht

11000 Kilometer zeigt der Reise-Tacho unseres Ford Transit inzwischen an. Rund die Hälfte unseres Roadtrips ist verstrichen. Wir haben uns mehrfach verfahren und festgefahren. Doch wie lebt es sich in unserem ausgebauten Feuerwehrauto? Haben wir alles richtig gemacht? War das Auto überhaupt eine gute Wahl? Seit wir Montevideo verlassen haben, hatten wir kein anderes Dach über dem Kopf, als das unseres Transits.

Das Leben im Auto

Wir sind soweit rundum zufrieden! Der Ausbau ist rustikal und auf Funktion ausgerichtet. Die Küchenzeile bietet durch die perfekte Platzierung der 5kg UN 1965 Propan Gasflasche die Möglichkeit, den Herd im Indoor- und Outdoorbereich einzusetzen. Der in die Küchenzeile integrierte Kühlschrank macht unnötig weite Wege überflüssig. Das nebengelegene Schubladensystem mit schönen gelben Kisten der Deutschen Post bietet Platz für Besteck, Teller, Töpfe und Lebensmittel in Hülle und Fülle. Patentierte „Verschlussleisten“ verhindern ein Herausrutschen der stapelbaren Kisten. Auf staubigen Dirtraods lassen sich die Kisten bei Bedarf mit Tüchern aus 100% Baumwolle abdecken. Über der Küchenzeile thront ein Regalsystem, das hinreichend Stauraum für viele weitere Töpfe, Obst, Brot und Müsliriegel bietet – sofern sich letztere auftreiben lassen.

Integriert in die Küchenzeile sind massive Halterungen aus edelstem Fichtenholz für die schnelle und sichere Montage des luxuriösen Doppelbettes aus feinstsäuberlich geleimten OSB Platten. Das Bett hat, in voller Größe ausgeklappt, die sagenhaften Maße von 170cm x 205cm! Über dem Bett befindet sich ein Sternenfenster, das in verschiedene Richtungen aufklappbar ist und so für eine gute windunabhängige Temperaturregelung sorgt. Die üppige Liegefläche wird am Tag und während der Fahrt mit nur wenigen Handgriffen zu einer großen Bank umgebaut. Die edlen Klavierleisten in gold sind zwar aus Messing, verleihen dem gemütlichen Sitzbereich jedoch eine gewisse Eleganz.

Direkt gegenüber der Küchenzeile gelegen, lässt sich im Sitzbereich vielerlei Aufgaben erledigen: Kochen im Sitzen, Artikel für den Blog schreiben (geht auch auf dem Beifahrersitz), Kaffee trinken oder einfach nur chillen. Diese Vielseitigkeit der gemütlichen Bank macht einen Wohnbereich mit Sofas völlig überflüssig – deshalb haben wir auf diesen verzichtet. Sollte etwas Privatsphäre nötig sein: Ein fair durch feinste Handarbeit in Deutschland hergestelltes Vorhangsystem schafft diese.

Unter der Bank befindet sich massig Stauraum – der sozusagen liegende Kleiderschrank. Hier sind Kleidungsstücke aller Art untergebracht: für die Freizeit, für Sport, warm oder kalt – alles findet hier Platz. Des Weiteren gibt es Decken und Schlafsäcke für die Temperaturbereiche von 35° bis -15° C. Doch die Staufläche ist damit noch lange nicht erschöpft! Auch Kanister für die Trinkwasserversorgung sowie Bordwerkzeug finden hier Platz. Selbst die Ersatzteilversorgung läuft über das Lager- und Logistikzentrum unter der Bank.

Das Leben im Auto
Das Leben im Auto
Das Leben im Auto

Das große Regal über dem Cockpit des Autos nimmt diverse Dinge des täglichen Bedarfs auf: Wasch- und Kosmetikutensilien, weitere Bekleidung für beinahe jeden Temperaturbereich, Kameraausrüstung sowie unsere stylischen Sonnenschutzhüte.

Im Heck des Fahrzeuges versteckt sich das Badezimmer. Die Nasszelle mit geräumiger Dusche ist mit Silikon und zwei Schichten Bootslack versiegelt. Es lässt sich bequem im Stehen duschen, wenn man nicht größer als 1,5 Meter ist. An besonders warmen Sommertagen kann man die Dusche mit nur zwei Handgriffen auf eine Außendusche umrüsten. Mit einem weiteren Handgriff wird die Dusche zum Wasserhahn in der perfekten Höhe. Der Weg in den Wohnbereich erfolgt außerhalb des Autos – das birgt den Vorteil, dass bei starker Sonneneinstrahlung schon alles trocken ist, bis man im Wohnbereich ankommt.

Direkt neben der Nasszelle ist die Bikegarage gelegen. Hier lassen sich zwei komplette Mountainbikes problemlos parken. Man muss nur die Räder und Sattelstützen ausbauen. Die Bikes werden an einem praktischen Hängesystem befestigt. So sind sie gegen Umfallen und Verrutschen gesichert. Auch das Werkzeug zur Wartung, Ersatzteile sowie die Schutzausrüstung für die Piloten der Bikes finden noch Platz in der Garage. Sollte einmal ein Bike wirklich dreckig sein, so ist der Weg zur Nasszelle nicht weit – sie liegt gleich nebenan!

Haben wir ihr Interesse geweckt? In rund zwei Monaten könne sie dieses zum Unikat umgebaute Auto in Südamerika käuflich erwerben!

Das Leben im Auto
Das Leben im Auto
Das Leben im Auto

Und der Strom? Kommt der aus der Steckdose? Ja, die Autarkie wird bewahrt. Ein Trafo wandelt 12V Gleichstrom auf 220V Wechselstrom. Damit wandelt dann das Ladegerät des Laptops die umgewandelten 220V Wechselstrom auf 16,5V Gleichstrom und versorgt so unsere digitale Schreibmaschine mit Energie. Effizienz wird in diesem Fahrzeug großgeschrieben. Ebenso die Redundanz der Energieversorgung: Beide Batterien werden von der Lichtmaschine geladen. Allerdings wird nur eine der beiden für den Bord-Stromverbrauch verwendet – ein Trennrelais macht das möglich! Ein zweiter Stromkreislauf, unterputz verlegt mit separatem Sicherungskasten, versorgt die Verbraucher:

  • 2x LED Beleuchtung für den Außenbereich: sollte mal der Weg aus der Dusche bereits dunkel sein
  • Innenraum- und Küchenbeleuchtung
  • Bike-Garagenbeleuchtung
  • 4x USB Ladegeräte
  • 220V Trafo
  • Wasserpumpe für die Dusche
  • Kühlschrank (sollte mal das Gas leer sein)

Doch woher wissen wir, wo es lang geht? Für den gesamten Trip haben wir ein Roadbook mit allen relevanten Zielen: gedruckt auf DIN A4 Papier. Es basiert auf GoogleEarth Aufnahmen, GoogleMaps Routenberechnungen und OpenTopoMaps Daten. Die Onboard-Navigation erfolgt offline über eines unserer Smartphones, hierzu nutzen wir OSM und MapsMe. Unterwegs haben wir auch Heike und Peter kennengelernt. Zu unserem App-Portfolio hat sich auf ihre Empfehlung iOverlander hinzu gesellt. Ebenfalls eine praktische Anwendung, um zum Beispiel Gas-Auffüllstationen und attraktive Plätze zum Übernachten in der Pampa zu finden.
Und doch: So viel Technik bringt einen nicht immer zuverlässig ans Ziel, wenn überhaupt. Blind den Navigationssystemen vertrauen? Fatal! Unsere Ziele liegen oft kilometerweit abseits der letzten Dirtroads. Augen aufmachen! In Städten und Dörfern hilft nach dem Weg fragen immer mehr, als minutenlang im Navi hin und her zu zoomen – des Öfteren haben wir schon ein „sígame!“ (folge mir) gehört und wurden ans Ziel geführt.

Das Leben im Auto

Was haben wir sonst noch gelernt? Erkenntnisse nach rund 11000 Kilometern

  • Schneeketten funktionieren hervorragend im Sand, wenn man sich festgefahren hat
  • Der Spaten (Truper T-2000) war eine gute Investition
  • Festfahren im Sand ist nervig und zeitintensiv (Zweiradantrieb ist nicht das Nonplusultra)
  • Sonnencreme, Sand und Schweiß ergeben ein natürliches Peeling
  • Es ist sehr beruhigend zu wissen, dass auf dem Dach weitere 40 Liter Sprit sind
  • Pinkeln bei 70 km/h Wind funktioniert am besten im 90°-Winkel zum Wind
  • Bei 70 km/h Seitenwind und losem Untergrund wird das Hinterrad in einen ca. 15°-Winkel gepresst, sofern man sich noch auf dem Bike halten kann
  • Fahrradfahren bei 70 km/h Wind macht nur noch begrenzt Spaß
  • Aufgewirbelter Sand im extrem starken Wind tut richtig weh und kann das Objektivglas der Kamera zerstören, oder den Filter, wenn man einen verwendet
  • Die Argentinier und Chilenen gehen nicht so gerne auf die Berge, sie laufen lieber unten rum und schauen diese an (Diese Aussage eines begeisterten argentinischen Wanderers deckt sich mit unseren Erfahrungen)
  • Wegpflege gibt es nicht, sofern es Wege gibt
  • Auf argentinischen und chilenischen Schnellstraßen gibt es plötzlich Geschwindigkeitsbegrenzungen auf von 110 km/h auf 20 km/h
  • Am San Francisco Pass mit 4726 Metern Höhe stehen für 100 Meter Baustelle auf einer geraden Dirtroad zwei Leute den ganzen Tag da, die jeweils ein Stop & Go Schild umdrehen – für etwa 20 Autos am Tag. Immerhin bekommt man gleich das Go hingedreht
  • Am San Francisco Pass sind die Steine durch Sand im Wind in eine Richtung sandgestrahlt
  • Reiseradler sollten den San Francisco Pass nur von West nach Ost befahren. Sonst heißt das: ca. 400 Kilometer heftigster Gegenwind
  • Die Dirtroads in Argentinien sind größtenteils besser gepflegt, als in Chile
  • Der höchste Punkt für unser Auto ist bis dato 5100 Meter – Ende wegen weggeschwemmter Straße
  • Die meisten deutschen Reisenden, die wir trafen, wirken überausgerüstet
  • Unser üppiger Werkzeugkasten hat den Argentinischen Zoll mitten in der Wüste auf 4800 Metern gerettet
  • Der Argentinische Zoll sollte über die Investition in Bordwerkzeug nachdenken
  • Reiner gemahlener Kaffee ohne Milch- und Zuckerzusatz ist in Argentinien und Chile ein seltenes Gut
  • Elektrische Feuerzeuge zünden auf 4300 Metern nur noch bei etwa jedem zehnten Versuch
  • Man ist nie lange genug an einem Platz, um die Wäsche trocknen zu lassen
  • Der ideale Schmuggelplatz beim Zoll wäre das Dach des Autos
  • Die Prozedur an den Grenzübergängen war noch an keiner Grenze identisch, obwohl wir bereits sieben mal Chile – Argentinien hinter uns haben
  • Steine und Felsen sind wesentlich flexibler als Auffahrkeile
  • Der einzige staubfreie Platz in unserem Auto ist der Kühlschrank
  • Überdruck ist die Lösung für’s Staubproblem. Dachluke vorne auf, Lüftung an und Fenster zu. So muss die Luft durch sämtliche Löcher in der Karosserie entweichen, der Staub findet kaum noch einen Weg hinein
  • Autokarosserien haben gefühlt 10000 Löcher
  • In der Wüste ist es wirklich sehr trocken
  • In Argentinien und Chile ist das Brot genauso trocken, wie die Wüste

Das Leben im Auto
Das Leben im Auto
Das Leben im Auto

Powderalarm

Powderalarm

Der Höchste des Roadtrips

Auf zum Endgegner des Roadtrips, obwohl letzterer noch lange nicht zu Ende ist. Aber der Ojos del Salado ist mit 6893 Metern der höchste geplante Gipfel unseres Abenteuers. Unweit der Laguna Verde führt ein Feldweg rund 25 Kilometer bis auf 5200 Meter zum Basecamp des Ojos del Salado. Basecamp bedeutet in diesem Fall ein kleines Blechrefugio und ein paar Zelte, falls noch andere Bergsteiger zugegen sind.
Unser Plan: Mit dem Auto bis zum Basecamp fahren – unser mobiles Basecamp eben. Mit Zelt und Proviant bis auf etwa 5900 Meter aufsteigen, das Material deponieren und anschließend Abfahren. Ein Ruhetag im Basecamp, tags darauf der Aufstieg mit Schlafsäcken, Isomatten und weiterem Proviant. Camp 1 auf 5900 Metern aufbauen, dort nächtigen. Gegen vier Uhr nachts zum Gipfel aufbrechen, hoffentlich bis zum Gipfel aufsteigen. Schließlich abfahren, Camp 1 abbauen und mit sämtlichem Material ins Basecamp abfahren.

Klingt sportlich, ist es auch – der Erfolg hängt von vielen Unsicherheitsfaktoren ab:

  • Der Ojos del Salado ist ein Grenzberg, wir brauchen einen Permit vom DIFROL
  • Wie ist die Schneelage am Berg? Zu viel Schnee bedeutet, dass wir das falsche Sportgerät haben
  • Wie weit werden wir mit dem Auto kommen? Sollte weit vor dem Basecamp Schluss sein, wird alles schwieriger und langweiliger
  • Der Wetterbericht von vor drei Tagen hat für die ganze Woche 50 bis 70km/h Wind für den Gipfel gemeldet

Powderalarm

Den Permit haben wir nicht. Der DIFROL ist einfach zu lahm, um das Ding innert einer Woche zu versenden. Obwohl da nur draufsteht, wer wann auf welchen Berg steigt. Leider haben wir seit drei Tagen nicht mal ein Telefonnetz geschweige denn eine Internetverbindung – vielleicht wäre der Permit inzwischen da. Sollten wir ihn brauchen, könnten wir auch einfach nach Copiápo fahren und dort die Mails abrufen. Das wären nur rund 550 Kilometer und 4000 Höhenmeter hin und zurück – davor ist nix mit Netz.

Die Schneelage verspricht wenig Gutes, denn alle Berge rings herum sind ab etwa 6000 Meter weiß. Aber der Aufstiegshang am Ojos del Salado ist eher steil und es ist ein Nordhang – könnte also von der kräftigen Sonne frei gebrutzelt sein (Südhalbkugel Nordhang = Nordhalbkugel Südhang).

Und die Zufahrt? Die startet gleich positiv: ein Refugio, das als Kontrollstation für den Permit dient, ist wie ausgestorben. Kein Mensch weit und breit – wir sind in der Offseason. Also erteilen wir uns selbst einen Permit und fahren einfach weiter. Der Feldweg schlängelt sich durch ein riesiges Flussbett – sicher 200 Meter breit und komplett ausgetrocknet. Läuft doch ganz gut. Die erste Hürde tut sich nach rund acht Kilometern auf: Der Weg wird so sandig und weich, dass wir um ein Haar stecken bleiben. Glück gehabt!
Aus dem Flussbett geht’s um einen Hügel und zack, vor uns liegt ein bombastisches 6000er Panorama. Der Ojos del Salado wird zum ersten Mal richtig sichtbar und damit auch die Schneelage: fast komplett weiß, bis auf einen Bergrücken. Mist! Wir fahren trotzdem weiter. Aus der Nähe lässt sich sicher der Verlauf des Aufstieges erkennen. Vielleicht haben wir Glück und dieser verläuft über den Rücken. Die Zufahrt über den Feldweg hat ein paar Herausforderungen wie große Felsblöcke sowie tiefe Löcher und Gräben – aber alles lässt sich geschickt umzirkeln oder schräg durchfahren, so dass nur die Glasabdeckung einer Nebelleuchte dran glauben muss. Doch plötzlich, sechs Kilometer vor dem Basecamp tut sich ein gähnender Abgrund auf: Der Weg wurde durch einen Regenfall oder Schmelzwasser vergangener Zeiten weggespült. Eine weiträumige Umfahrung unten rum hat sich gebildet – diese ist allerdings sehr weich und steil. Wir würden zwar rüber kommen, aber zurück – das ist ungewiss. 50/50 schätzen wir die Chance ein. Falls es nicht klappen würde, wären wir davon abhängig, dass ein Geländewagen mit anderen Bergsteigern vorbei kommt und uns raus ziehen könnte. Für die Sandbleche ist das Gelände zu steil.

Auf 5100 Meter rund 140 Kilometer vom nächsten permanenten Menschenaufenthaltsort (die Grenzkontrolle) entfernt darauf zu hoffen, dass uns notfalls jemand raus zieht – kann man machen, ist uns aber zu heiß. Aus der Nähe ist jetzt auch der Trailverlauf ersichtlich. Die Ski wären fast die bessere Wahl. Powderalarm?

Powderalarm
Powderalarm

Im Zwiespalt

Alle Faktoren sprechen gegen das Projekt. Im Schnee lässt es sich zwar oft ganz gut biken – aber nur, wenn eine feste Spur eingelaufen ist und der Schnee nicht durch Wärme und Sonne aufgeweicht und nass ist. Offseason – da ist eine gute Spur unwahrscheinlich. Nordhang – da knallt die Sonne schön rein und weicht den Schnee auf. Wir sind im Zwiespalt: Einerseits wollen wir das Projekt nicht aufgeben, da es einfach eine irrsinnige Herausforderung wäre, es zu schaffen. Andererseits liegt die Chance, dass wir unter diesen Umständen tatsächlich fast alles vom Gipfel abfahren können, bei bestenfalls 10%.
Die Vernunft siegt – wir streichen das Projekt. Unsere Zeit ist leider begrenzt, die investieren wir lieber in Projekte mit höheren Erfolgschancen. Diese Entscheidung haben wir übrigens schon ein paar Tage zuvor getroffen: Alles, was zu viel Schnee hat, zu unsicher ist und eventuell weglose Abschnitte hat, fliegt aus der Liste. Denn eines zeigt unsere Erfahrung in Südamerika bis jetzt: Vorhandene, funktionierende Trails auf hohen Bergen sind Mangelware!
Es hilft nix. Zum Trost und als Erinnerungsfoto shapen wir kurz einen kleinen „Vor-dem-Ojos-Kicker“. Dann cruisen wir den Feldweg wieder raus – einer der vielleicht beeindruckendsten der Welt.

Powderalarm
Powderalarm
Powderalarm
Powderalarm

280 Kilometer durchs Niemandsland

Schweren Herzens verlassen wir die Bilderbuchlandschaft in Richtung Copiápo. Kurioserweise ist die Straße plötzlich wieder geteert. Sie schlängelt sich zwischen den Gipfeln herab einem duzende Kilometer großen Salzsee entgegen. Saftig grüne Täler winden sich dem ausgetrockneten See entgegen – als hätte jemand einen Eimer Farbe runter geschüttet. Das wenige Wasser aus den Bächen reicht nicht, um den See zu füllen.
Mitten im Niemandsland taucht die chilenische Grenzstation auf. Die Dimensionen sind gewaltig. Offensichtlich hat man hier mit mehr als der optimistisch gezählten etwa 20 Autos am Tag gerechnet. Es wird der unfreundlichste Grenzübergang unseres Trips. Reden ist nicht so das Ding bei den Beamten dieser Grenzstation.

Powderalarm
Powderalarm

Möglicherweise war der Teer alle – jedenfalls folgt jetzt eine schmale, relativ miese Dirtroad. Es geht noch einmal steil hinauf auf einen Pass mit über 4500 Metern Höhe. So langsam wird uns klar, warum es über den San Francisco Pass so wenig Verkehr gibt. Abgesehen davon, dass man gute 500 Kilometer durchs Niemandsland fährt, ist die Rückseite des Passes noch radikaler: die Straße schlängelt sich durch einen Canyon, ist teils weggebrochen und immer wieder nur einspurig. Große LKWs haben hier kaum eine Chance. Je näher wir Copiápo kommen, desto breiter wird das Tal; bis es zum mehrere 100 Meter breiten, ausgetrockneten Fluss wird. Die Dirtroad führt schnurstracks gerade hindurch. Kurios, eine Straße in ein scheinbar gelegentlich wasserführendes Flussbett zu bauen. Unsere Vermutung bestätigt sich auch rasch: Immer wieder gibt es Abschnitte, an denen Teile der Böschung einem größeren Regenfall zum Opfer gefallen sind. Baustellen, an denen die Dirtroad komplett neu gemacht wird, häufen sich. Dennoch kommen wir gut vorwärts und nähern uns gegen Abend der Stadt Copiápo. Endlich gibt es Internet und siehe da: unser Permit vom DIFROL ist per Mail angekommen! Allerdings für einen Franzosen und drei US-Amerikaner. Mails sortieren ist wohl nicht so das Ding vom DIFROL.

Powderalarm

Von der Wüste ins Hochgebirge

Von der Wüste ins Hochgebirge

Formen und Strukturen in weiß

Die ersten Sonnenstrahlen des Tages fallen flach über den Berg und tauchen die weißen Dünen um uns herum in stimmungsvolles Licht. Ein Wechselspiel aus Licht und Schatten, Rundungen und scharfen Kanten, Leben und Tod – mitten in der Sandwüste. Kaum zu glauben, dass sich selbst hier das Leben tummelt, aber erst bei genauem Hinsehen. Am frühen Morgen umgibt uns Vogelgezwitscher aus allen Ecken. In einem Busch entdecken wir sogar ein Nest – gebaut aus Dornenzweigen, aber in Höhlenform, sozusagen mit Dach. Falls es mal regnet vielleicht. Kleine Eidechsen huschen über die Dünen und vereinzelt sprießen Blümchen. Daneben vertrocknete Büsche, zu lange ohne Regen oder von den Dünen in Zeitlupe überrollt. Die Windrichtung ist hier eindeutig und treibt die Dünen über die Jahre langsam durch die Landschaft. Auch vor der Dirtroad machen sie nicht Halt – hier und da gibt es Engpässe.

Für uns gibt es ein gemütliches Frühstück in dieser überwältigenden Szenerie. Bike auspacken lohnt sich hier nicht, dafür sind die Dünen leider zu klein.

Von der Wüste ins Hochgebirge
Von der Wüste ins Hochgebirge
Von der Wüste ins Hochgebirge
Von der Wüste ins Hochgebirge
Von der Wüste ins Hochgebirge
Von der Wüste ins Hochgebirge

Hochgebirge und Einsatz für die Feuerwehr

Ab in die Berge! Auf dem Reiseplan steht der Passo San Francisco, 4726 Meter hoch. Hier warten ein paar richtig hohe Bergprojekte auf uns. In der Kleinstadt Fiambalá decken wir uns mit Lebensmitteln und Sprit ein. Gute 200 Kilometer sind es von hier bis zum Pass – dazwischen nur eine Zollstation und, wie wir später feststellen werden, eine „Tankstelle“, bei der der Tankwart den Sprit aus einem Fass durch einen dünnen Schlauch mit dem Mund ansaugt und in Zehnliterkannen in den Tank füllt!

Die Straße führt durch scheinbar alle erdenklichen Arten von Gesteinsschichten und Formationen – teils so rot, dass unser Feuerwehrauto in Tarnfarbe unterwegs ist. Je höher wir kommen, desto offener wird die Landschaft. Die Straße verläuft wie ein gerader Strich durch sanfte Hochtäler aller erdenklichen Rot- und Brauntöne. Trotz Wüste existiert hier knalliges, gelbgrünes Gras als Kontrast zum Gestein. Gelegentlich zeigt sich ein kleiner Bach, an dessen Ufern ein schmaler Streifen aus üppigem Grün gedeiht. Heerschaaren von Vicuñas fressen sich hier satt.

Von der Wüste ins Hochgebirge
Von der Wüste ins Hochgebirge
Von der Wüste ins Hochgebirge
Von der Wüste ins Hochgebirge
Von der Wüste ins Hochgebirge

Die Grenze: Der wachhabende Polizist muss erst in die Wohncontainer, die Zöllner aus dem Nachmittags-Nickerchen wecken. Dann geht alles schnell – unser schnellster Grenzübertritt von Argentinien nach Chile. Kurz tanken an besagter Tankstelle und ab geht es in die letzten Serpentinen zum Pass hoch. Ganze vier Autos sind uns auf diesen 200 Kilometern entgegen gekommen. Das Letzte ist ein deutscher Camper, der uns in einer Serpentine passiert. Man hält kurz an, er schätzt die Lage richtig ein und meint: „Beeilt euch, da oben am Pass brennt’s!“ Er wird ansatzweise Recht behalten.

Vom Pass aus führt ein Feldweg in die Hänge zum Nevado San Francisco, ein potenzielles Bikeprojekt mit 6016 Metern Höhe. Leider verspricht die Schneelage nix Gutes: Etwa 200 Höhenmeter unter dem Gipfel wird das Gelände sehr flach – ab dort ist die Schneedecke komplett geschlossen. Wir entschließen uns, einen Versuch mit dem Auto am Feldweg zu starten. Wie weit wird dieser für uns befahrbar sein?

Etwa 100 Höhenmeter, dann wird das Gestein zu grob. Akute Aufsetzgefahr für unseren Ford Transit. Gerade, als wir umkehren, entdecken wir einen grünen Geländewagen, der uns vom Pass aus folgt. Plötzlich bleibt er stehen, fünf Männer steigen aus und schauen unter’s Auto. Wir fahren runter und werden gleich angehalten: es ist die Polizei und der Zoll. Passkontrolle, dann die Frage, ob wir sie abschleppen können! Die Kardanwelle (Antrieb für die Hinterräder) bei ihrem in die Jahre gekommenen Defender ist gebrochen und bleibt an der Karosserie hängen. Klar können wir sie abschleppen, aber wir haben auch das passende Werkzeug: zwei 15er Schraubenschlüssel. Die Jungs sind sehr dankbar und wir dürfen sogar ein Foto machen: Die Trailhunter Feuerwehr rettet den Argentinischen Zoll auf 4800 Metern Höhe. Kurios könnte man sagen! Nach etwa 15 Minuten ist das defekte Teil demontiert und der Zoll kann mit Zweirad- anstatt Allradantrieb weiter fahren.

Von der Wüste ins Hochgebirge

Wir schlagen den Weg zum Refugio Laguna Verde ein – gelegen an dem wunderschönen Salzsee Laguna Verde etwa 25 Kilometer hinter dem Pass. Der Wind kachelt hier richtig durch und lässt kleine Schaumkronen über den See tanzen. Dahinter leuchten Vulkane mit weißen Hauben im letzten Abendlicht. Eine traumhafte Szenerie, aber wild und rau.

Das Refugio liegt auf 4300 Meter und ist eigentlich nur ein Schuppen aus Blech und Holz, der kurz vor dem Verfall steht. Drumherum gibt es ein paar Möglichkeiten, Zelte aufzustellen – diese sind auch genutzt. Der Platz dient als Akklimatisierungscamp für Bergsteiger, die sich an den umliegenden 6000ern austoben möchten. Das Beste: Direkt am Camp gibt es Thermalquellen mit geschätzt 35°C Wassertemperatur. Sieht verlockend aus, wenn da nicht die Openairtoiletten des Camps direkt oberhalb der Thermalbecken liegen würden – klarer Fall von schlecht gedacht, schlecht gemacht!

Für uns gibt es jetzt deftiges Abendessen, denn die geplante Tour für den nächsten Tag kratzt schon fast an der 6000er Marke.

Von der Wüste ins Hochgebirge
Von der Wüste ins Hochgebirge
Von der Wüste ins Hochgebirge

Kranked Area

Stoked?

Der letzte Reise Tag endete, wie die meisten, mit einer Stellplatzsuche im Dunkeln. Von der uns umgebenden Landschaft sieht man nahezu garnichts und so sind wir gespannt, was für eine Überraschung uns am nächsten Morgen erwartet. Das einzige, was wir mit unserer Außenbeleuchtung erkennen können, sind die Ausläufer von Lehmformationen. Die letzten Tage haben wir überwiegend im Auto auf der Straße verbracht oder haben Sachen vorbereitet und organisiert. Von dem nächsten Tag erhoffen wir uns einen entspannten Vormittag in einer Kranked Area. Wer kennt das nicht? Der Name der ersten abfahrtsorientierten Mountainbike Videos prägt eine Landschaft, die wohl vor tausenden Jahren noch der Grund eines Sees gewesen ist. Wir hoffen auf einen Volltreffer wie vor einigen Jahren in Kappadokien in der Türkei. Solche ausgespülten Hänge laden ein zu flowigen Abfahrten mit ordentlich Tempo. Wenn der Shape passt, kann man unzählige Wallrides hinlegen. Am Ende einer solchen langen natürlichen Halfpipe wird man mit Karacho herausgespuckt. Die Silhouetten um uns herum sehen jedenfalls vielversprechend aus.

Am nächsten Morgen die Überraschung: Westlich von uns breitet sich über die gesamte Blickweite eine Bergkette aus, aus der mehrere weiße Gipfel hervorschauen. Es dauert einige Minuten, bis man sich satt gesehen hat. Vor dem Frühstück läuft Flo direkt eine der Lehmformationen hoch: Könnte funktionieren. Der Boden ist aber relativ hart, die Hänge fallen steil ab. Fahrfehler zu korrigieren wird schwierig. Wir müssen es auf einen Versuch ankommen lassen und Obacht geben. Daraus wird nix. Wir bekommen während und nach dem Frühstück zwei Mal Besuch. Offensichtlich stehen wir neben der Zufahrt zu einem Mineralabbaugebiet. Keiner ist uns böse gesonnen oder hat uns gebeten, wegzufahren. Doch neue Lines in einem aktiven Steinbruch suchen? Vielleicht ein anderes Mal.

Wenige Kilometer weiter nördlich nehmen wir eine zufällige Dirtroad nach Osten: Bingo! Keine 1,5km weit fahren wir in den zerklüfteten Canyon und es eröffnet sich uns ein Areal mit Kappadokien-ähnlichen Hängen. Hier sind die Lehmformationen schon wesentlich weicher, allerdings immer noch recht steil. Bike aufgebaut, hochgeschoben und ausprobiert: Nach ein paar Versuchen kennt man das Gelände etwas besser und es lässt sich präziser lenken. Man muss wissen, dass sich die Räder doch in den Boden eingraben, wenn man das Gewicht nicht mittig auf dem Rad verteilt. Wir laufen weiter in den Canyon rein und probieren den ein oder anderen Grat der Lehmformationen aus. Ein Flow aus kombinierten Wallrides kommt nicht auf: Die Hänge laufen zu spitz unten zusammen, es liegt zu viel grobes Material im Auslauf. Wir begnügen uns mit dem Nervenkitzel, den Grat abzufahren, während links und rechts losgelöste Steine metertief den Hang herunterkullern.

Kranked Area
Kranked Area

Wir schauen um die Ecke und laufen weitere Lines ab – und werden fündig: Ein von Natur perfekt geformter Kicker gefolgt von einem langen, sauberen Wallride aus Fels – drop-in only! Es braucht ein paar Anläufe, bis man die Idee des Trailbauers umsetzen kann aber dann gibt’s den erwarteten Flow und Airtime. Genug für den Vormittag: Die Sonne hängt direkt über uns und selbst der Wind legt eine Siesta ein. Das heruntergekurbelte Fenster sorgt für einen kühlen Fahrtwind und wir sind wieder auf der Straße.

Kranked Area

Auf dem Weg nach Ischigualasto

Der nächste Stop liegt hinter einem durchaus attraktiven Pass auf einer Hochebene und heißt Parque Provincial Ischigualasto. Wir haben es nicht erwartet, dort mit den Bikes die Hänge abfahren zu können oder grandiose Singletrails zu finden. Der Blick in die Tiefebene ist eine Augenweide – die bis zum Horizont reicht. Die Tiefebende bilden krass abgeschnittene Hänge, die mehrere hundert Kilometer lang zu sein scheinen. Die Rücken der Hänge sind leicht abfallend, bis es an einer astreinen Drop Kante mehrere Hundertmeter tief in die Ebene geht. Einmalige Kulisse. Wir fragen nach: Der Zutritt geht ausschließlich mit einem Guide, wenn man den Park zu Fuß oder mit dem Bike erkunden möchte. Die Zufahrt ist nur stündlich in einer Kolone mit anderen Besuchern möglich. Einerseits ist es gut, dass die Natur an diesem Fleck so geschützt wird, alle Achtung. Andererseits ist es schade, da es uns komplett widerstrebt, angebunden zu sein. Wir suchen uns einen Stellplatz am trockenen Flussbett außerhalb des Parks.

Kranked Area
Kranked Area

Road trippin'...

Am nächsten Morgen entscheiden wir uns gegen den Gruppenbesuch des Parks und arbeiten uns weiter nach Norden vor. Der Kilometerzähler dreht sich stetig weiter. Eine klare Sicht durch die Täler gibt es nicht. Vermeintlicher Dunst hängt in der Luft, dabei ist es aufgewirbelter Sand, der mehrere hundert Meter hoch in der Luft steht – der Wind bläst hier sicher mit 50 bis 60 km/h durch. Vorbildlich asphaltierte Straßen, die zwischenzeitlich einfach weggespült worden sind, wechseln sich mit Dirtroads ab. Wir durchqueren mehre Flüsse. Teils ist nicht mal ein weiterer Straßenverlauf oder Reste der Straße zu sehen – sie hört vor dem 80m breiten Flussbett auf und geht danach ganz normal weiter. Erstaunlich, welchen Strapazen wir unseren Transit aussetzen. Ohne zu murren geht es weiter. Ortschaft: Tanken, Snack, weiter. Wir staunen immer wieder, woher in dieser kargen Landschaft überhaupt Wasser kommt. Klar, aus den Bergen, aber in der Menge? Dazu kommen grell grüne Pflanzen und blühende Blumen: im Sand! Es scheint hier wohl doch hin und wieder zu regnen.

Kranked Area
Kranked Area

Wir cruisen durch die Täler und fahren auf unter 1000m, links und rechts versuchen wir die Höhe der Berge abzuschätzen: 2000m? 3000m? Die Weite der Täler ist trügerisch. Nur auf den dritten Blick erkennen wir, dass sich in den Wolken weitere Berge aufbauen. Die Schätzungen verdoppeln sich: Vor uns liegen die 6000er. Morgen soll es dann über den San Francisco Pass gehen: 4600m. Den 6000ern werden wir dann einen Besuch abstatten.

Kranked Area

Die ganze Route an diesem Tag verlief immer wieder durch verschiedene Täler. Wäre einer von uns in diesem Moment in den Sekundenschlaf gefallen, hätte er den plötzlichen Übergang verpasst: Aus Weinreben und Wallnussbaumplantagen wechselt es abrupt in eine weiße Wüste. Tal zu Ende. Wir sind in der Wüste. Sand fliegt über den Asphalt hinweg, die Transe ebenfalls. Die Sonne ist bereits hinter den Bergen untergegangen und leuchtet die wenigen Linsenwolken von unten an. Wir haben unser Ziel für heute erreicht und suchen uns einen Stellplatz – hoffentlich brauchen wir die Sandbleche morgen nicht.

Kranked Area
Kranked Area
Kranked Area

Auf dem Weg im Chaos

Auf dem Weg im Chaos

Spektakuläre Pässe und Berge

Blitze im Fünfsekundentakt zucken über unseren Köpfen in den Wolken umher. Hin und wieder schlägt einer in den Felswänden der umliegenden Berge ein. Der wetterbedingte Abbruch der letzten Tour am Cerro de Plata stellt sich doch als sehr vernünftig heraus – egal, wie viele Zentimeter es letztendlich schneit.

Ein paar Stunden zuvor: Wir cruisen bei bestem Wetter gemächlich durch tiefe Schluchten. Entstanden in Millionen Jahren Erdgeschichte. Senkrecht stehende Gesteinsschichten erzeugen ein bizarres Landschaftsbild. Mächtige Erdrutsche und Überschwemmungen vergangener Jahrtausende haben die Täler mit Sedimenten gefüllt. Die heutigen Flüsse fräsen sich mit jedem der raren Regenfälle in der Halbwüste ein paar Zentimeter tiefer ins Sediment. Die alte Bahnlinie vergangener Zeiten ist davon nicht ausgenommen. Brücken werden weggespült, die alten Gleise geben nicht auf und baumeln in der Luft. Hängen sie etwa am Siemens-Lufthaken? Etwa alle 50 Kilometer gibt es halb verfallene Bahnhöfe und Stationen mitten im Nirgendwo. Wer hier wohl ein- und aussteigen wollte? Verfolgt man den Verlauf der Bahnlinie über Pässe mit 3000 Metern Höhe und mehr, so war diese Route wahrlich nicht einfach zu unterhalten: Die Gleise sind oft metertief unter Geröll und Schutt begraben, Felsblöcke in Wagongröße haben Lawinenschutztunnel zerstört, Sturzbäche ganze Brücken hinweg gefegt. Trotzdem oder gerade deshalb war diese Bahnlinie über hunderte von Kilometern durch die Berge eine Pionierleistung. Eine Fahrt mit dieser Schmalspurbahn muss den schweizer Glacierexpress um Längen in den Schatten gestellt haben.
An unserer Straße finden wir immer wieder merkwürdige Opferstände und Gräber, die teils meterhoch mit gefüllten Wasserflaschen garniert sind. Was das für ein Brauch sein mag?

Auf dem Weg im Chaos
Auf dem Weg im Chaos
Auf dem Weg im Chaos
Auf dem Weg im Chaos
Auf dem Weg im Chaos
Auf dem Weg im Chaos

Dann der zackige Wetterumschwung: Düstere Wolken brauen sich über den umliegenden Viertausendern zusammen. Endzeitstimmung breitet sich aus. Wer jetzt denkt, die Fotos der Endzeitstimmung seien nachbearbeitet, der hat Recht. Aber sie sind nicht abgedunkelt, sondern aufgehellt! Eine düsterere Suppe über meinem Kopf habe ich noch nicht erlebt. Inmitten des Gewitters finden wir einen schönen Stellplatz, um das Spektakel zu beobachten.

Auf dem Weg im Chaos
Auf dem Weg im Chaos
Auf dem Weg im Chaos

Der Höchste = der Besucherunfreundlichste?

Die Vorwarnung im Internet gab es schon: Bikeverbot am Aconcagua, mit 6962 Metern der höchste Berg Südamerikas und gleichzeitig der höchste Berg außerhalb Asiens. Unser Weg nach Santiago führt uns direkt am Zustieg des Aconcaguas vorbei. Fragen kann man ja mal! Die Sache hat nur einen Haken: Für den Einlass in den Nationalpark und die Besteigung braucht man eine Genehmigung. Zu holen in der etwa 240 Kilometer entfernten Stadt Mendoza. Kostenpunkt: je nach Saison zwischen 700 und 900 US$! Diese Kombination klingt zu wenig verlockend, um sie durchzuführen. Chancen rechnen wir uns sowieso keine aus und so fahren wir direkt zum Eingang des Nationalparks – erst mal die Ranger fragen. Die Antwort fällt eindeutig aus: nein!

Für umgerechnet etwa zwei Euro darf man aber die fast zwei Kilometer lange Touristenrunde im Park zu Fuß machen. Aber ja nicht die Wege verlassen! Wir gönnen uns dieses Spektakel und sind begeistert von dem mächtigen Massiv, das sich etwa 20 Kilometer weiter hinten im Tal auftürmt. Die Schneelage macht schließlich die letzten Träume einer Befahrung zunichte.

Auf dem Weg im Chaos

Also weiter. Die Grenze nach Chile rückt näher. Zur Auswahl stehen: ein kilometerlanger Tunnel oder die alte Passstraße gut 700 Meter über dem Tunnel. Wir entscheiden uns für den Pass – der verspricht Panorama und Abenteuer! Auf 3850 Meter führt uns die Passstraße, die weiter oben eigentlich nur noch ein einspuriger Feldweg ist. Unser Auto schlägt sich gut, allerdings sind manche Abschnitte nur noch im ersten Gang möglich. Auf der chilenischen Seite des Passes: sicher 80 Serpentinen, die sich eng an den Hang schmiegen. Aber wo ist eigentlich die Zollstation? Vermutlich unten im Tal, wo die Straßen wieder zusammenführen. Nein, ist sie nicht! Dann weiter talabwärts? Aber wo ist die argentinische Station zum Ausreisen? Gibt es die nur an der Straße mit Tunnel? Sind wir da schon vorbei? Wir fahren weiter das Tal hinab, um nachzuschauen und stoßen auch gleich auf die chilenische Station. Mist, jetzt sind wir nicht aus Argentinien ausgereist. Das gibt Probleme mit dem Zoll, wenn wir wieder zurück über die Grenze kommen.

Wir erklären der Zollbeamtin unser Problem. Sie schüttelt nur den Kopf und schickt uns zurück nach Argentinien. Also zurück, dieses Mal durch den Tunnel. In der argentinischen Zollstation sitzt nur ein Polizist, der uns zurück nach Chile schickt: das sei ein „Sistema Integrale“ und würde beides in Chile abgewickeln. Na toll, da hat uns die chilenische Beamtin umsonst zurückgeschickt und kennt ihr eigens System nicht. Wieder in Chile, benutzen wir einen anderen Schalter und siehe da: Alles klappt problemlos.

Auf dem Weg im Chaos
Auf dem Weg im Chaos

Großstadt und Verbote

Am frühen Abend erreichen wir Santiago de Chile und platzen voll in die Rushhour rein. Das halbe Straßensystem wird währenddessen geändert: Straßen sind nur noch in eine Richtung befahrbar, Kreuzungen werden gesperrt und trotzdem oder gerade deshalb steht irgendwie alles. Das Navigationssystem spielt verrückt und kennt die zeitbedingten Änderungen im Verkehr nicht. Nach fast zweieinhalb Stunden im Chaos sind wir endlich bei Basti, einem Freund von Lev. Wir gehen essen und stolpern in eine große Demo. Aha, heute ist Weltfrauentag und dadurch ist die Stadt gleich doppelt lahmgelegt. Wir haben scheinbar ein Händchen dafür, ins Chaos zu geraten.
Essen gibt’s im Alma Aleman (Deutscher Geist) – deutsch ist da aber nix außer dem Wappen an der Wand. Anschließend decken wir uns mit einem Bierchen ein und chillen im Park und sitzen dabei das erste Mal seit Reisebeginn wieder auf Wiese! Im Park tummelt sich das Leben: Zig Skater bevölkern einen unglaublich großen Skatepark, zig Polizisten patrouillieren umher und verscheuchen uns – Bier trinken in der Öffentlichkeit verboten. Spielverderber!

Wir fahren zum Stadtrand, Tourbeginn für die morgige Tour auf einen Aussichtsberg direkt über Santiago, 2750 Meter hoch. Kaum erreichen wir den Stadtrand, stehen sie da: Hinweisschilder auf einen privaten Park. Aber es soll Mountainbiketrails geben. Vielleicht wird es ja doch was.
Es wird nix: Am Start des Trails steht ein Kassenhäuschen, Trails befahren streng verboten. Wir können aber auf den Feldwegen biken. War irgendwie klar.

Der Tag wird zum Orgatag: Wir beantragen unseren Permit per Mail beim DIFROL, das sich auch in Santiago befindet. Ohne telefonische Bestätigung, dass die Mail angekommen ist und alles passt, verlassen wir Santiago nicht! Scheint aber zu passen. Wie wir dabei erfahren, braucht man übrigens für jeden Grenzberg, den man von Chile aus besteigen will, ein Permit vom DIFROL! Die spinnen, die Chilenen.

Außerdem „schwälbeln“ unsere Maxxis Hinterradreifen am Auto und verlieren massig Stollen (für alle Nicht-Biker: Schwalbe ist ein Fahrradreifenproduzent, dessen Reifen dafür bekannt sind, dass innerhalb kürzester Zeit die Stollen ausreißen). Da unsere Reifengröße nicht sehr gängig ist, macht es Sinn, diese in einer Großstadt wie Santiago zu suchen. Im vierten Laden haben wir Glück und finden was geländetaugliches, das wir auf Reserve kaufen. Aufziehen geht ja überall.

Auf dem Weg im Chaos

Genug Großstadtchaos, nichts wie weg hier: Wieder zurück nach Argentinien – dort wären uns dann fast die neuen Reifen an der Grenze abgenommen worden. Der Zoll drückt netterweise ein Auge zu. Vorbei am Aconcagua und einem Gefängnis, das nach und nach von den Sedimenten einer Quelle überzogen wird. Dann Richtung Norden immer weiter in die Wüste, bis wir uns einen Schlafplatz in einer Gegend sichern, die viele Biker der ersten Stunde in Kranked-Bikefilmen wiedererkennen würden. Möge der Spaß am nächsten Morgen beginnen!

Auf dem Weg im Chaos
Auf dem Weg im Chaos